Serie: Die Bremer Stadtmusikanten.

  

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Ein Esel, ein Hund und eine Katze, die zu alt waren, um ihrem Herrn noch dienen zu können und ein Hahn der Angst hatte, von der Köchin geschlachtet zu werden, machten sich auf den Weg nach Bremen, um dort Stadtmusikanten zu werden.

Sie konnten die Stadt nicht in einem Tage erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Hund und der Esel legten sich unter einen grossen Baum. Die Katze und der Hahn sah sich, bevor er einschlief, noch einmal nach allen vier Winden um, da deuchte ihm, er sähe in der Ferne ein Licht und rief seinen Gesellen zu, es müsste gar nicht weit ein Haus sein.

Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war und kamen bald bis vor ein hellerleuchtetes Räuberhaus. Der Esel, als der Grösste näherte sich dem Fenster und schaute hinein. "Was siehst Du, Grauschimmel?" fragte der Hahn, "was ich sehe?" antwortete der Esel, "einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken und Räuber sitzen daran und lassen sichs wohl sein." Da ratschlagten die Tiere wie sie es anfangen müssten, um die Räuber hinauszujagen und fanden endlich ein Mittel.

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Der Esel stellte sich mit den Vorderfüssen auf das Fenster, der Hund sprang auf des Esels Rücken, die Katze kletterte auf den Hund und der Hahn flog hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie an auf ein Zeichen, ihre Musik zu machen. Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte, dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichem Geschrei in die Höhe und flohen in grösster Furcht in den Wald hinaus.

Als die vier Spielleute sich redlich an den übrig gebliebenen Speisen gesättigt hatten, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Türe, die Katze auf den Herd in die warme Asche und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken und weil sie müde waren von ihrem langen weg schliefen sie auch bald ein.

Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, schickte der Hauptmann einen Untergebenen, der das Haus untersuchen sollte. Als dieser jedoch in die Küche kam, sprang ihm die Katze, deren Augen er führ glühende Kohlen gehalten hatte, ins Gesicht, spie und kratzte, der Hund sprang auf und biß ihn ins Bein und der Esel versetzte ihm einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß. Der Hahn aber, der von dem Lärm munter geworden war, rief vom Balken herab sein "Kikeriki". Da lief der Räuber was er konnte zu seinem Hauptmann zurück und erzählte, daß das Haus von gräulichen Ungetümen bewohnt wäre. Von nun an trauten sich die Räuber nicht wieder in das Haus und die vier Bremen Stadtmusikanten lebten dort herrlich und in Freuden.