Serie: Fahrende Händler und Handwerker.

  

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Holzwahrenhändler.

Die Wandergewerbe sind in Deutschland im Aussterben. Sie hatten vor Zeiten ihre guten Tage, als der Verkehr noch schwerfällig war, als es noch keine Eisenbahn gab und die Fertigwahren noch nicht so leicht und schnell überallhingelangten wie heute. Aber auch jetzt noch gibt se in Deutschland die sogenannten "Hausierdörfer." Das sind Orte, deren Einwohner fast ganz und gar vom Hausierhandel leben. Besonders für den Handel mit Holzwahren, als da sind: Fässer, Eimer, Bütten, Rechen, Löffel, Quirle usw. kennt man diese merkwürdige Erscheinung; sie hat ihren Mittelpunkt im Bayrischen Erzgebirge. An langen Winterabenden werden da in mühsamer Handarbeit derartige Wahren geschnitzt und gefertigt; das Holz ist billig und Groß und Klein müssen mithelfen. Kommt dann der Sommer, so zieht das halbe Dorf mit Roß und Wagen auf die Wanderschaft. Bis weit an die Grenzen Deutschlands versucht man im Umherziehen sein Glück.

Scherenschleifer.

 

"Scherenschleifer wetz` wetz` wetz`

Laß dein Rädle schnurre,

Stuttgart is a große Stadt,

Lauft der Gänsbach durre!"

So singen die Kinder ganz Württembergs, wenn ein Scherenschleifer ins Dorf gezogen kommt. Freut sich nicht jedermann, wenn er den guten Alten wiedersieht und wenn das Rasseln des Scherenschleifer in den Gassen wiederhallt? Vier oder fünfmal im Jahr pflegt der alte Scherenschleifer in dieselbe Gegend zu kommen - ein guter und biederer Handwerker! Mit seinem Schubkarren zieht er durch das Land, kennt Dorf und Stadt, und wo er ist, pflanzt er im Schatten des Marktplatzes seine Werkstatt unter freiem Himmel auf und dreht sein Schleifstein, daß die Funken fliegen.

Bunzlauer Töpfe.

"Bunzlauer Gut" nennt man die festen, braunglasierte Töpfe, die in Ostdeutschland bei jedermann beliebt sind. "Gut" bedeutet soviel wie Steingut, Tonware. Das Töpfergewerbe ist in der Niederschlesischen Stadt Bunzlau besonders alteingesessen; gute alte Handwerkstradition hat die Kunst der Drehscheibe vom Vater auf den Sohn weitererben lassen. Eben war es noch ein unförmiger Klumpen Ton, aber nun stößt der Töpfermeister mit dem Fuß ans Schwungrad, die Form wächst empor, die Wand wird dünner und dünner und schon ist der Tonkrug fertig geformt. Nun heißt es noch die weißen Ornamente, Linien und Zacken, die besondere Kunst der Bunzlauer, auflegen - und dann hinein in den Brennofen. Zur Herbstzeit, wenn die Einlegetöpfe und Gärkrüge gebraucht werden, gehts auf die Reise. Alle Märkte des Landes werden besucht; bis nach Magdeburg, Breslau, ja, Stettin und Hamburg werden auf den Jahrmärkten Bunzlauer Töpfe verkauft.

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Slovake mit Mäusefallen.

Hurra, der Mausefallenhändler ist im Städtchen! Da freuen sich die Buben, bilden lange reihen quer über die Straße, laufen dem Slovaken nach und rufen: 

"Wer will mausen, 

Der bleib draußen, 

Unsere Katz`kann selber mausen!" 

Das ist nicht gerade freundlich, se klingt so, als ob es ratsam sei, die Haustür zu verschließen, solange der Fremde im Ort ist, denn sonst ließe er am Ende dies oder jenes mitgehen auf seiner reise. . . . Aber das ist gewiß nur loses Gerede, und der lustige Wandersmann ist sicher ein ehrlicher Gesell. Schmuck sieht er jedenfalls aus mit seinem roten Fez, seinem flotten Schulterumhang und den bebänderten Strümpfen. Manches Fenster tut sich auf und manches Mädel schaut dem merkwürdigem Fremdling nach.

Bürsten- und Besenbinder.

Noch vor zwanzig, dreißig Jahren gab es eine ganz bestimmte Gruppe von Waren, die mit Vorliebe von Hausierern, sogenannten Landgängern vertrieben wurde. Da waren die Viehhändler, die Kesselflicker, die Scherenschleifer, die Ellenkrämer, die mit Borten und Bändern handelten - eine ganze Menge fahrender Leute bis hinab zu den Seiltänzern, Schießbudenbesitzern und Schwertschluckern. Die Bürstenbinder gehörten auch dazu. Mit dem Wagen voll Besen, großer und kleiner Schrubber, Flederwische, Bürsten und Pinsel zogen sie durch Dörfer und kleine Städte und ließen den alten Besenbinderruf ertönen:

 "Kauft Besen! Gute Feger! 

Rechte Spinnwebentöter!" 

Heute ist auch dieses tapfere Hausiergewerbe im Aussterben. Denn in jedem Dorf, und wenn es auch noch so klein ist, hat der Kaufmann heute das vorrätig, was der Bauer braucht, und wenn der Wandersmann kommt, hat er seine liebe Not, ein paar Sachen zu verkaufen.

Der Kesselflicker.

Die Kesselflicker sind eines der ältesten Wandergewerbe, die wir kennen. Aber ihre ehrsame Zunft ist so gut wie ausgestorben. Es mutet uns an wie gute alte Zeit, wenn wir jetzt noch einmal in einem Dorf einer Kesselflickerfamilie begegnen. Kein leichtes Dasein war es und ist es, das sie führen! In Regen und Sonnenschein ziehen sie von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf - selten freundlich aufgenommen, öfter mit Verachtung, Mißtrauen und Spott bedacht. Ausgestoßene sind sie - wo alle ein Dach über dem Kopf haben und sei es nur das einer kleinen Hütte, kennen sie bloß den Planenwagen, durch den der Wind pfeift und der Regen tropft. Meist sind Kesselflicker im Nebenberuf Alteisenhändler, und auf Straßen und Plätzen hört man sie im singenden Ton rufen:

"Alteisen, holla!

Sucht mal e bißle,

oberm Brett, unterm Brett,

gebt gleich e Pfündle!"