Serie: Lloydschnelldampfer "Bremen".

  

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Stapellauf.

Im Dezember 1926 entschloß sich der Norddeutsche Lloyd Bremen, zwei deutsche Werften mit dem Bau je eines etwa 50000 B.R.T. großen Schnelldampfers - "Bremen" und "Europa" - zu beauftragen. Diese Schiffe sollten gemeinsam mit dem bereits in Fahrt befindlichen Schnelldampfer "Columbus" auf der Linie Bremen - Newyork einen wöchentlichen Expreßdienst durchführen. Am 15. August 1928 fand in Hamburg der Stapellauf des Schnelldampfers "Europa" statt. Einen Tag später - am 16. August 1928 - lief nach der Taufrede des Herren Reichspräsidenten von Hindenburg in Bremen der Schnelldampfer "Bremen" vom Stapel. Riesige Menschenmengen wohnten diesem für die deutsche Handelsschiffahrt bedeutungsvollen Ereignis bei. Es war das erste Mal in der Geschichte der Schiffahrt überhaupt, daß zwei so große Dampfer, wie "Bremen" und "Europa" an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ihrem Element übergeben wurden.

Indienststellung.

Um die Mitte des Jahres 1929 waren die Ausrüstungs- und Ausstattungsarbeiten des Schnelldampfers "Bremen" soweit beendet, daß das Schiff den Werfthafen verlassen und seine Probefahrt antreten konnte. Am 5. Juli 1929 wurde der Dampfer "Bremen" durch den Norddeutschen Lloyd übernommen. Am 16. Juli 1929 trat der 51656 B.R.T. große Dampfer unter Führung des Kapitän Ziegenbein seine erste Ausreise nach Newyork an. - Im Anfand des Jahres 1930 war auch der 49746 B.R.T. große Dampfer "Europa" soweit fertiggestellt, daß er am 17. März 1930 auf seiner Probefahrt vom Norddeutschen Lloyd übernommen und der Führung des Kommodore Johnsen übergeben werden konnte. Am 19. März 1930 verließ D. "Europa" Bremerhaven zu seiner ersten Reise nach Newyork.

Blaues Band.

Die Schnelldampfer "Bremen" und "Europa" des Norddeutschen Lloyd sind Träger des oft umstrittenen "Blauen Bandes des Ozeans", das symbolisch dem den Nordatlantik in kürzester Frist überquerenden Schiff zugesprochen wird. Seit 22Jahren hindurch besaß der englische Dampfer "Mauretania" unangefochten den Ruhm, das schnellste Schiff der Welt zu sein. Schnelldampfer "Bremen" verbesserte aber den von den Engländern gehaltenen Rekord beträchtlich, indem das Schiff mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,91 Knoten in Richtung Europa-Amerika die reine Atlantikfahrt in 4 Tagen 13 Stunden und 30 Minuten bewältigte. Der Schnelldampfer "Europa" erhielt das "Blaue Band" für eine Reise in umgekehrter Richtung, also von Amerika nach Europa, zugesprochen. Die von diesem Schiff erzielte Leistung beträgt 4 Tage 17 Stunden und 6 Minuten.

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Gesellschaftsräume.

Die Schelldampfer "Bremen" und "Europa" des Norddeutschen Lloyd besitzen Einrichtungen zur Beförderung von je 220 Fahrgästen. Dazu kommen noch je rund 1000 Mann Besatzung, sodaß jedes Schiff eine Belegungsfähigkeit von etwa 3200 Köpfen hat. Diese Zahl übersteigt teilweise die der Einwohnerschaft mancher kleinen deutschen Stadt. Bei der Placierung der Fahrgäste spielt aber nicht allein die Frage ihrer Unterbringung, sondern die ihrer Verpflegung und Unterhaltung während der Reise eine Große Rolle. Die täglichen Mahlzeiten werden gemeinsam in den großen Speisesälen eingenommen. Den Speisesaal I. Klasse des Schnelldampfers "Bremen", in dem 600 Personen an kleinen Tischen gleichzeitig speisen können, zeigt unser Bild.

Wohnräume.

Die Zimmer und Kabinen der Schnelldampfer "Bremen" und "Europa" des Norddeutschen Lloyd sind mit großer Sorgfalt ausgestattet. Unter diesen Wohnräumen nehmen die Luxuskabinen der I. Klasse einen besonderen Rang ein.  Eine Luxuswohnung besteht aus einem Wohn- und Schlafzimmer, wie es durch unser Bild veranschaulicht wird. An das Schlafzimmer schließt sich ein besonderer Waschraum an, von dem aus man in das Privatbad gelangt. Aber auch die Wohnräume der übrigen Klassen, von denen "Bremen" und "Europa" je 4 zählen, sind so eingerichtet, daß sie größte Behaglichkeiten aufweisen. Die billigste Schiffsklasse ist die dritte. Auch sie weist sehr schöne und geschmackvoll ausgestattete Gesellschaftsräume und große, helle und ständig durchlüftete Kammern auf.

Kinderspielzimmer.

Für die Kinder der Reisenden, die einen der großen Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd - "Bremen" oder "Europa" - zu einer Fahrt auf der Linie Bremen - Newyork benutzen, ist in vielfacher Beziehung gesorgt. So sind in der I. und II. Klasse besondere Kinderzimmer vorhanden. In einem solchen Kinderzimmer des Dampfers "Bremen" befindet sich, wie wir auf unserem Bilde sehen, eine Rutschbahn, ein Kasperle-Theater, eine Eisenbahn und ein mit beweglichen Vögeln besetzter Tannenbaum. Die Wände dieses Raumes sind durch allerlei lustige Malereien geschmückt. Wenn es dunkel wird, leuchten unter der Decke Sonne, Mond und Sterne in hellem Glanz auf. Es versteht sich, daß auch sonst noch viele schöne und begehrenswerte Spielsachen in den Kinderzimmern der großen Lloydschnelldampfer zu finden sind. - Wer möchte da nicht mit ihnen reisen?

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Ruderhaus.

Das Hirn des Schiffes ist die Kommandobrücke. Von hier aus werden die für die sichere Navigation erforderlichen Befehle erteilt. Je größer ein Schiff ist, um so umfangreicher sind auch seine Einrichtungen und Anlagen. Das lehrt schon ein Blick in das Ruderhaus eines unserer großen Schnelldampfer "Bremen" oder "Europa" des Norddeutschen Lloyd. Auf unserem Bild sehen wir einen "Rudergänger" - so nennt man den Mann am Steuerrad - vor dem Kompaß stehen. Er hält das Schiff auf dem Kurs, den ihm der Kapitän oder der diensttuende Offizier angibt. Befindet sich der Dampfer auf hoher See, so arbeitet die Steuerung des Anschütz-Kreiselkompasses selbsttätig. Ist die Steuerung auf den der Fahrtrichtung entsprechenden Kurs eingestellt, bedarf es keiner Menschlichen Hilfeleistung mehr. Gewissermaßen von selbst findet das Schiff seinen Weg über das freie Meer.

Maschinenraum.

Wenn das Hirn des Schiffes die Kommandobrücke ist, so kann man den Maschinenraum als das Herz bezeichnen. Denn hier pulst die ungeheure vorwärtstreibende Kraft, die beispielsweise die Schnelldampfer "Bremen" und "Europa" des Norddeutschen Lloyd mit einer Geschwindigkeit von 28 Knoten in der Stunde durch das Weltmeer jagt. Was das bedeutet wird erkenntlich, wenn man weiß, daß das Gesamtgewicht des vollbeladenen Schiffes 54 Millionen kg beträgt. Die deutschen Schnelldampfer sind mit einer Dampfturbinenanlage ausgestattet, die aus vier gleich großen Getriebe-Turbinen-Aggregaten besteht. Die gesamte Konstruktionsleistung beträgt bei 27 Knoten rund 105.000 Wellenpferdestärken.

Schrauben.

Jeder der beiden großen Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd - "Bremen" und "Europa" - besitzt vier Schrauben oder Propeller. Auf sie wird die Maschinenkraft auf vier Wellenleitungen übertragen. Jede Schraube hat ein Gewicht von etwa 17.000 kg. Das Gesamtgewicht der aus Bronze gegossenen Schrauben beträgt somit 68.000 kg. Unser Bild, auf dem drei Schrauben und zwei Wellenleitungen sichtbar sind, entstand auf der Bauwerft des Schnelldampfers "Bremen" unmittelbar vor dem Stapellauf. Wie gewaltig diese schrauben sind, geht aus einem Vergleich mit den auf dem Bild erkenntlichen Arbeitern hervor. 

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Katapultflugzeug.

Ein besonderes Interesse haben in der ganzen Welt die von den Schnelldampfern "Bremen" und "Europa" mitgeführten Katapultflugzeuge gefunden. Diese Flugzeuge, die stets mehrere Hunderte von Seemeilen vor der Amerikanischen oder Europäischen Küste von Bord der noch auf hoher See befindlichen Dampfer abgeschossen werden, überbringen die Expresspost, die gewöhnlich in Nordamerika oder in Europa so frühzeitig eintrifft, daß gegenüber der gewöhnlichen Postbeförderung eine Beschleunigung in der Zustellung von oft mehr als 3 Tagen eintritt. Zum Abschuß der Flugzeuge dient eine von den Heinkel-Flugzeugwerken in Warnemünde erbaute Katapultanlage mit einem seitlich über die Bordwand ausschwenkbaren Startschlitten. Unser Bild zeigt den Augenblick des Starts.

Telephonie-Anlage.

Der Schnelldampfer "Bremen" des Norddeutschen Lloyd besitzt eine Telephonie-Großanlage, die es gestattet, während der reise von irgend einer beliebigen Entfernung aus mit einem Teilnehmer an irgend einem Platz in Deutschland oder New York ein drahtloses Ferngespräch zu führen. Umgekehrt kann aber auch das auf hoher See befindliche Schiff von jedem beliebigen Platz aus telephonisch angerufen werden. Es können sich also die Fahrgäste des Dampfers "Bremen" während der ganzen Fahrt mit ihren angehörigen oder Freunden auf dem Festlande jeden Tag telephonisch unterhalten. Gespräche werden von der Zentrale des Schiffes aus, die unser Bild zeigt, über die Küstenfunkstellen vermittelt.

Schornsteine.

Die beiden Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd - "Bremen" und "Europa" - besitzen je zwei tropfenförmige Schornsteine, die in ihrem großen Oval eine Länge von 18 m und eine Breite von 7 m aufweisen. In ihnen kann also ein ansehnliches Mehretagenhaus bequem stehen. Die beiden Schornsteine werden noch auf jedem Schiff von zwei Masten überragt, deren Flaggenköpfe 73 m über der Kiellinie des Dampfers liegen. Unser Bild zeigt die Reinigung eines der Riesenschornsteine des Schnelldampfers "Bremen" durch Übermalen der von Ruß geschwärzten oberen Flächen.