Serie: Deutsche Wohnungen.

  

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Haus in der Elbmarsch.

Der ständige Feind des Marschbauern ist das Wasser. Will er bauen, so muß er entweder Erdreich zu einem kleinen Hügel, einer "Wurt" aufschütten, oder er muß sein Land mit Deichen schützen. "Koog" nennt man solch ein ringsum eingedämmtes Bodenviereck. Der alte Weg führt auf der Deichhöhe entlang, von ihm aus führt eine Treppe zum Hauseingang hinunter. Bauholz hat der Marschbauer nicht, gibt es doch in dem ganzen Marsch kaum einen freigewachsenen Baum. Nur um das Haus herum, vor allem auf der Wetteseite, pflanzt man ein paar Linden, denn der Wind fegt mit unheimlicher Wucht über die flache Marsch. Da es also wenig Holz gibt und kein gehauenen Stein, ist man auf Ziegel angewiesen, deren lichtes Rot, unterbrochen von dem Hellgrau der Mörtelfugen, den Bauten der Marsch ein blankes und freundliches Ansehen gibt.

Fachwerkhäuser aus Thüringen.

Anders als in den Ebenen Nord- und Ostdeutschlands sieht das Wohnhaus in Thüringen aus. Hier ist das Land dichter besiedelt, der Boden ist teurer. Darum wird der Grundriß schmaler und man baut mehrere Geschosse übereinander.  Schmächtiger als die großen Bauernhöfe sehen die Häuschen Thüringens drein. Und doch haben sie ihre Eigenart, um deretwillen wir sie lieben: das Fachwerk, das sichtbare Holzgebälk, das für die fränkische und thüringische Bauart so bezeichnend ist und ohne das alle die Dörfer und Städte Thüringens, der Maingegend und des Harzes nicht denkbar sind.

Haus in der Lüneburger Heide.

Fernab von Stadt und Dorf, mitten in der Weltabgeschiedenheit der Lüneburger Heide, liegt der Heidehof. Lange muß man wandern, ringsum ist nichts als rotes Heidekraut und die ernsten, dunklen Gruppen der Wacholderbüsche. Die ausgefahrenen sandigen Gleise des schneeweißen Weges verlieren sich beinahe im Buschwerk. Da plötzlich liegt der Heidehof da. Fast ohne jeden Zierrat ist er, denn es kommt ja kaum noch jemand vorbei, für den man ihn schmücken könnte. Das gelbgrüne, moosige Dach hüllt den ganzen Hof sosehr ein, daß er fast ein wenig einen abweisenden und schwermütigen Eindruck macht.

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Haus im Schwarzwald.

In traulicher Einsamkeit, selbstherrlich und behäbig, liegen die Schwarzwälder Bauernhöfe auf den Tannenhöhen. Mag drunten die Zeit sich ändern, hier oben bleibt alles wie es zu Urväterzeit war. Auch der Name des Hofes bleibt, nur die Bewohner wechseln und keine Heirat und kein Todesfall ändert etwas daran. Jeder neue Besitzer übernimmt den Namen des Hofes wie ein altes Wappenschild. Ganz so wie es über der Tür eines solchen Schwarzwaldhofes steht:

 

 "Dieses Haus ist nicht mein

 Und auch nicht dein.

Und kommt ein anderer darein,

So ist es auch nicht sein."

Haus in den Bayrischen Alpen.

Je höher man in die Berge der bayrischen Alpen hinaufsteigt desto schlichter und einfacher werden die Hausbauformen. Hier gibt es schließlich keinen Zierrat mehr, keine freundlich geschnitzten Giebel und keine bemalten Hauswände. An die Stelle des massiven Steinhauses tritt jetzt oft das Blockhaus, aus derben rohen Stämmen fest und sicher gefügt. Nur der Kampf gegen die rauen Naturgealte4n bestimmt die Bauweise. Während in den Mittelgebirgen, etwa im Schwarzwald, die Giebelseite stets der Straße zugewandt war, ist das Haus jetzt bergwärts gedreht, so daß das Dach fast bis an den Hang hinabreicht. Das ist nötig, um das Haus im Winter gegen die herabrutschenden Schneelasten und Lawinen zu sichern, die auf diese Weise von der Dachfläche abgefangen werden.

Gutskaten in Schlesien.

Das bescheidendste, was wir an deutschen Bauernhäusern kennen, sind die Kätnerhäuser großer Güter im Osten unseres Vaterlandes. Tagelöhner wohnen hier, nur ein winziges Stückchen Grund und Boden ringsum gehört zu den Häuschen. Da ist nichts mehr zu sehen von Behäbigkeit und Besitzerstolz; engbrüstig und schmächtig reihen sich die kleinen Hütten aneinander, eine scheint die andere u stützen und keine unterscheidet sich wesentlich von den anderen. Auf alle diese Häuschen paßt der Spruch, der in Schlesien über einer kleinen Gutskate steht:

 

 "Kommt ein Langer, so will ich sagen,

Daß er den Kopf nicht soll anschlagen,

Die Stube ist allein führ die,

Die den Kopf hochtragen nie."