Serie: Fallschirmabsprünge.

  

Bild 1 Bild 2 Bild 3

Vor dem Aufstieg.  

Der Fallschirm dient in der Luftfahrt als Sicherheitsvorrichtung, wird aber ebenso zu sportlichen Zwecken verwendet. In Deutschland wurden zahlreiche Fallschirmabsprünge bereits vor dem Kriege, u.a. von der deutschen Luftschifferin Käthe Paulus ausgeführt. Auf ihre Arbeiten geht auch der während des Krieges viel benutzte Fesselballonfallschirm zurück, während für Flugzeuge, die sich ja im Gegensatz zum Ballon weit schneller fortbewegen, ein Fallschirm vom deutschen Luftschiffer Heinecke entwickelt wurde. Auf unserem Bilde sehen wir zwei Piloten mit solchen Fallschirmen ausgerüstet, der eine in einer sackartigen Hülle, der andere in Form eines Briefumschlages. Die Befestigung am Körper des Abspringenden geschieht durch Schulter- und Schenkelgurte, um ein sicheres Festhalten auch während des Absprunges zu gewährleisten.

Die Fallschirmpiloten im Flugzeug.  

Da ein entfalteter Schirm infolge seiner Größe von einem Flugzeug in diesem Zustande nicht mitgeführt werden kann, hat man die Fallschirme schon lange gut zusammenlegbar gebaut. Die verpackte Hülle kann gleichzeitig als Sitzkissen oder Rückpolster verwendet werden. Auch wenn es sich nicht um sportliche Zwecke handelt, ist die Mitnahme solcher Fallschirme als Rettungsgeräte stets empfehlenswert. Unter den allerschwierigsten Verhältnissen, selbst aus brennenden Flugzeugen während des Krieges usw., sind bereits zahlreiche Absprünge ausgeführt worden, die in der Mehrzahl befriedigend verliefen.

Fertig zum Absprung

Bei dem vom deutschen Luftschiffer Heinecke konstruierten Fallschirm steht dieser mit dem Flugzeug durch eine Leine in Verbindung. Beim Absprung öffnet diese den Behältnisdeckel, zieht den Schirm heraus und bringt ihn in eine Lage, in der er sich durch den Flugwind entfalten muß, und löst sich dann vom Schirm an der Befestigungsstelle. Die Länge der Aufziehschnur ist dabei so gewählt, daß sich der Schirm erst nach genügender Entfernung vom Flugzeug öffnet und so den Hauptfallschirm ins Freie treten läßt. Hier besteht also keine Verbindung zwischen Schirm und Luftfahrzeug. Unser Bild zeigt den Flieger im Augenblick des Absprunges.

Bild 4 Bild 5 Bild 6
In den Lüften

Nach dem Verlassen des Luftfahrzeuges fällt der Abspringende solange frei, bis die Schirmhülle sich vollkommen entfaltet hat. Die Dauer des freien Falls ist so kurz, daß oft die befürchteten Bewußtseinsstörungen usw. nicht auftreten können. Nach völliger Oeffnung der Hülle schwebt der Flieger in langsamen Fluge zur Erde nieder. Ein Absturz des Schirmes etwa durch aufreißen eines vorher nichtbemerkten kleinen Risses der äußeren Seidenhülle ist ausgeschlossen, da die Hülle mit Bändern besetzt ist, die jeden Riss auf eine kleine, unbedeutenden Stelle beschränken. Auch die befürchteten Schwingungen im Fallschirmfluge sind nicht so schlimm, wie der Laie oft annimmt. In langem, sicheren Fluge sehen wir auf unserem Bilde den Flieger zur Erde hinabschweben über Wälder, Felder, Berge, Hügel und Dörfer; mit beiden Händen hängt er fest an den Gurten.

Kurz vor der Landung.

Vom Winde dahingetragen schwebt der Flieger in langsamer Fahrt zur Erde nieder. Täler und Höhen, Dörfer und Flüsse haben ihn auf seinem Fluge begleitet, nun gilt es, nach einem geeigneten Landeplatze ausschau zu halten. Der Flieger auf unserem Bilde will auf einem Flugplatze niedergehen, darauf deutet die Luftschiff-Halle. Zu Fuß und im Wagen sind die Zuschauer herbeigeeilt, um Zeuge der Landung zu werden. Oben in den Lüften umkreist das Flugzeug, das ihn in die Höhe geführt hat, den Platz. Bei der Landung muß der Fallschirmabspringer noch besondere Vorsicht walten lassen, wenn er nicht im letzten Augenblick noch zu Schaden kommen will. Im Moment des Auftreffens auf dem Boden geht der Glieder in eine tiefe, Kniebeuge, um dadurch den Landungsstoß abzufedern. Dann läuft er ein Stück mit dem Winde und erreicht dadurch, daß der Schirm zusammenfällt.

Glücklich gelandet.

Nicht immer endet ein Fallschirmabsprung glücklich, denn jederzeit können Zwischenfälle eintreten, die zu Verletzungen führen, unter Umständen sogar den Tod des Fliegers fordern. Das erste Opfer eines Fallschirmabsprunges war der Engländer Cocking. Er hatte sich um das starke Pendeln zu vermeiden, einen Fallschirm in Gestalt eines Kegelstrumpfes gebaut und stürzte  damit 1836 in die See. Vor dem Kriege verunglückte in Deutschland die bekannte Luftschifferin Frau Großmann 1892 in Weißensee bei Berlin tödlich. Im allgemeinen sind die Fallschirmabspringer heute technisch und taktisch so vorgebildet, daß Unfälle mit tödlichem Ausgange zu den Seltenheiten gehören. Auch auf unserem Bilde hat der Flieger seinen Absprung glücklich beendet und nimmt die Glückwünsche dafür in Empfang. Inzwischen sind schon Hilfskräfte an der Arbeit, den Fallschirm ordnungsgemäß zu verpacken, denn billig ist so ein seidener Schirm natürlich nicht.