Serie: In den Marschen.

  

Bild 1 Bild 2 Bild 3

Der streifen Land an der Elbemündung ist das fruchtbare Land, das Marschland. Es liegt häufig kaum in der Höhe des Meeresspiegels und muss deshalb durch weite Dämme geschützt werden. Zur Sommerszeit macht das viele Grüne einen behaglichen Eindruck. Dicht hinter den Dämmen liegen satte, grüne Flächen, unterbrochen von Baumgruppen, zwischen denen geborgen die meist fast bis zur Erde mit Schilf bedeckten Häuser stehen.

Die unzähligen blühenden Bäume deuten auf grosse Obstzucht hin und wer zur Reifezeit Gelegenheit hat, das Marschland zu besuchen, wird erfreut sein über die unzähligen Kähne, die gefüllt mit Obst, auf den Kanälen, welche das Land durchschneiden, den Versandstationen zugeführt werden. Da das Land dem ewigen Wechsel von Ebbe und Flut ausgesetzt ist, sieht sich der Bauer gezwungen, weniger Wert auf edles, als auf haltbares Obst zu legen.

Auf frischen, saftigen Auen gewahrt man schwarz-buntgefleckte Rinder, auch Schafherden beleben die weiten Wiesenflächen und da und dort tummeln sich mittelgrosse, schöne Pferde mit ihren Fohlen. Ueberall hört man das Summen der geschäftigen Bienen, die auf den üppigen Wiesen ihre Nahrung suche n und uns dann mit dem wohlschmeckenden Honig erfreuen.

Bild 4 Bild 5 Bild 6

Interessant ist, zu beobachten, wie sich die benachbarten Bauern besuchen, sie wählen den kürzeren Weg über ihre Wiesen, welche von kleinen Kanälen durchzogen sind. Um über diese Hindernisse hinwegzukommen, benutzen sie die Springstöcke. Der zeitraubende Weg über den Deich wird auf diese Weise gemieden. Nach einem Meinungsaustausch zieht der Bauer dann auf dem selben Wege, den er gekommen ist, mit dem Springstocke wieder zurück.

Die größte Gefahr und die größte Sorge, welche die Marschbewohner bedroht, bringt das Meer mit seine verderbendrohenden Springflut. Durch sie wird der Deich überspült und die Saat, welche die Bauern mit mühevoller Arbeit der Erde anvertraut haben, hinweggerissen oder ertränkt und wehe dem, der sich nicht vorzeitig vor den schäumenden Wogen und den tanzenden Wellen in Sicherheit bringt.

Seit jenem schweren Schicksalstag von Nordstrand 1634, an welchem durch eine ungeheure Sturmflut der Deich auf weite Strecken überflutet und teilweise durchbrochen wurde und bei dem der damalige Deichgraf sein Leben einbüsste, erscheint nach alter Sage den Marschbewohnern bei donnernder, grollender, sich nähernder Sturmflut der  Deichgraf auf gespenstisch dahinjagendem Schimmel, um große Gefahr und Unheil zu verkünden.